Dienstag, 26. Oktober 2010

Meister Unsinn

Einer der schlimmsten Volksverdummer kommt heute mal wieder zu Wort, auf Seite 19 im Artikel "Ifo-Chef gegen Lohnplus":

Der Chef des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung, Hans-Werner Sinn, hat trotz des rasanten Wirtschaftsaufschwungs in Deutschland vor raschen Lohnerhöhungen gewarnt.
[...]
Der Wirtschaft insgesamt könne das [...] schaden. Der derzeitige Aufschwung werde vor allem durch die Binnennachfrage getragen, die vor allem von den Investitionen der Firmen lebe. „Diese Binnennachfrage würde man kaputt machen“, warnte Sinn.

Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Warum investieren deutsche Firmen? Wenn man Investitionen haben will, die durch steigenden Konsum und damit steigenden Lebensstandard motiviert sind, dann wären Lohnerhöhungen genau das Richtige, um hier eine positive Spirale des Aufschwungs einzuleiten. Lohnerhöhungen fördern Nachfrage fördern Investition - ganz einfach. In Wirklichkeit sind die Investitionen, die hier stattfinden und kurzerhand als "Binnennachfrage" bezeichnet werden, selbst nicht durch Binnennachfrage motiviert, sondern durch Nachfrage aus dem Ausland.

Nochmal ganz deutlich: die stattfindenen Investitionen sind zu einem sehr großen Teil durch steigende Auslandsnachfrage motiviert. Dabei von Binnennachfrage zu sprechen ist also zynisch und ein leicht durchschaubarer Fall von Wortverdrehung à la 1984 mit dem klaren Ziel, die berechtigte Kritik die von Christine Lagarde, Paul Krugman und anderen an der deutschen Wirtschaftspolitik geäußert wird, einfach so wegzuwischen.

Dabei ist offensichtlich, dass diese Art der "Binnennachfrage" genauso exportabhängig ist wie der Export selbst. Wenn nächstes Jahr die weltweiten Sparpakete anfangen zu greifen, wird es da sehr schnell zappenduster aussehen.

Die richtige Reaktion in der jetzigen Situation wäre also tatsächlich, die momentan gute Ausgangslage in Deutschland beim Schopf zu greifen um sehr, sehr deutliche Lohnerhöhungen durchzusetzen um mit dem Rest von Europa gleichzuziehen. Die folgende Wiederbelebung des (echten) Binnenmarktes könnte - mit etwas Glück - den durch die weltweiten Sparpakete zu erwartenden Kollaps zumindest in Deutschland etwas dämpfen.

Gleichzeitig könnten wir dadurch endlich einmal davon profitieren, dass wir über viele Jahre hinweg wie die Deppen Güter ins Ausland geschickt haben ohne irgendwas Greifbares dafür zu bekommen.

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