Donnerstag, 14. Oktober 2010

Ökologie und die Ursachen der Krise

In der heutigen SZ schreibt Andreas Kraemer vom Ecologic Institute auf Seite 22 in "Falsche Maßstäbe":

In künftigen Schulbüchern wird diese Weltwirtschaftskrise einen wichtigen Platz einnehmen als die erste, die durch Knappheit natürlicher Rohstoffe, vor allem bei Öl und Gas, ausgelöst wurde.

Ich hoffe, dass künftige Schulbücher die Ursachen der Krise korrekt wiedergeben werden, denn das würde zur einer allgemeinen volkswirtschaftlichen Aufklärung beitragen, von der auch dieser Autor profitieren könnte.

Die These von Kraemer ist nämlich verlockend, aber falsch. Sie ist verlockend angesichts eines flüchtigen Blicks auf den Ölpreis, der kurz vor der Krise einen irrwitzigen Höhepunkt erreicht hatte.

Aber zu viel ist an dieser These unstimmig. Der Ölpreis leidet ganz offensichtlich einfach nur unter Spekulation, schließlich ist er schon lange wieder auf Vorkrisenniveau. Und bei einer Krise, die durch Versorgungsengpässe entsteht, müssten die Preise steigen - gerade wenn ein so grundlegender Rohstoff wie Öl knapp wird. Das ist aber nicht passiert, im Gegenteil: lange Zeit standen die Zeichen auf Deflation, und diese Gefahr ist auch bei weitem noch nicht aus der Welt.

Wodurch ist die Krise wirklich ausgelöst worden? Kurz gesagt durch eine globale Überschuldung privater Haushalte und den darauf folgenden Zusammenbruch der weltweiten Nachfrage. Eine ausführlichere Analyse findet ihr hier.

Der Artikel ist um so enttäuschender, als unsere Abhängigkeit von Öl tatsächlich ein massives Problem ist. Wir müssen das in den Griff bekommen, ganz unabhängig davon ob die Wirtschaftskrise nun dadurch ausgelöst wurde oder nicht. Es gibt so viele gute Argumente für eine Reduktion des Ölverbrauchs, dass man ihnen nicht auch noch schlechte Argumente hinzufügen sollte - dadurch untergräbt man nur die eigene Glaubwürdigkeit.

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